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ESSLINGEN: Das Vocalensemble mixt in der Hohenkreuzkirche gekonnt „Liebeslieder-Walzer” mit Popsongs

Konzert in der ev. Hohenkreuzkirche, Esslingen am 02.04.2017 – Kritik aus der Esslinger Zeitung vom 04.04.2017.
von Rainer Kellmayer

Was haben Johannes Brahms, Sting und die Beatles gemeinsam? Sie alle haben die Liebe besungen – zwar in stilistisch völlig unterschiedlichen musikalischen Formaten, in Form und Ausdruck jedoch auf höchstem Niveau. Passend zum frühlingshaften Wetter präsentierte das Esslinger Vocalensemble in der Hohenkreuzkirche ein buntes Kaleidoskop zum immerwährenden Thema Liebe, wobei der Spagat zwischen Brahms’ „Liebeslieder-Walzern“ und den Popsongs mühelos gelang.

Brahms war ein leidenschaftlicher Walzerspieler. Johann Strauß und Franz Schubert gaben ihm ebenso Impulse wie die Wiener Volksmusik. Die gesangliche Melodik vieler Walzer mag den Anstoß gegeben haben, diese auch zu singen. In seinem op. 52, den „Liebeslieder-Walzern“, hat Brahms eine bunte Melodienfolge zusammengestellt, die nach der Gedichtsammlung „Polydora“ von Georg Friedrich Daumer Liebe und Sehnsucht, aber auch Zorn und Spott besingen. Eine Auswahl der 18 Lieder gab dem Esslinger Vocalensemble Gelegenheit, seinen hohen Leistungsstand zu demonstrieren. Mal weich schwingend, dann wieder kraftvoll zupackend umschiffte der Chor im Wechselspiel der einzelnen Gruppen ebenso wie im Tutti alle Klippen, souverän geführt vom geschmeidigen Dirigat des Kapitäns Jens Paulus. Unterstützung gaben Robert Bärwald und Karsten Ott: Technisch gekonnt legten sie mit vierhändigem Spiel den Klaviergrund, auf dem sich der Chor prächtig entfaltete.

Mit Charme und Witz führte Henner Bornträger durch das abwechslungsreiche Programm. Er war nicht nur ein fachkundiger Lotse – mit Gedichten und einer spannenden Geschichte von der „Hochzeit der Haselmäuse“ trug Bornträger auch zur Erheiterung des Publikums bei. Jens Paulus stellte sich mit Liedern von Peter Warlock als veritabler Bariton vor. Bestens abgestimmt mit den Klaviertönen Robert Bärwalds gab er den Gesängen eigenes Kolorit, klar deklamierend und mit angenehmem Timbre. Dann war das Publikum an der Reihe. Der Kanon „Die Liebe klebt wie Bärendreck“ füllte derart prächtig den Kirchenraum, dass Dirigent Paulus lobte: „Ihr habt das ganz hervorragend gemacht“. Die enge Beziehung von Johannes Brahms zum Volkslied kommt besonders in seinen Quartetten op. 31 zum Ausdruck. Lyrisches Melos, geschwungene Melodien, aber auch gelegentliche dynamische Ausbrüche prägten die drei klaviergestützten Lieder, mit feinen Dialogen der Stimmgruppen, volltönendem Tutti und Sopranen, die mit etwas Anstrengung die extremen Gipfellagen erklommen.

Den reizvollen Kontrast zum romantischen Liedgut setzten Beatles-Songs im Arrangement der King Singers. „And I love her“ und „Michelle“ erklangen in ebenso prachtvollem a-cappella-Gewand wie die herrliche Ballade „Fields of Gold“ des ehemaligen Police-Sängers Sting. Die Akkordik war sauber austariert, die Phrasen schön gestaltet und die Balance der Stimmgruppen stimmte – da fiel es nur marginal ins Gewicht, dass die Intonation gegen Ende der Vorträge leider etwas abfiel. Zum Schluss nochmals Brahms: Mit „Die Sehnsucht“ aus den Zigeuner-Liedern verabschiedete sich das Esslinger Vocalensemble vom begeisterten Publikum.

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