ESSLINGEN: Vocalensemble und Gastchor in St. Paul
„A due Cori“ hatte das Esslinger Vocalensemble sein Konzert mit dem Coro Sinfonico Concentus Clivi im Münster St. Paul überschrieben. Kennengelernt hatten die Esslinger den Chor aus dem Trentino bei einem gemeinsamen Konzert im Frühjahr in Trient, jetzt stand der Gegenbesuch an. In Würdigung des Totensonntags enthielt das Programm Messvertonungen zwischen Wiener Klassik und Moderne.
Um den Gesamtrahmen der Messe nicht zu sprengen, durfte zu Wolfgang Amadeus Mozarts Zeiten eine Missa Brevis maximal 25 Minuten dauern. Trotz dieser Einschränkung schaffte es Mozart, in seiner „Missa Brevis B-Dur KV 275“ die Erfordernisse der Liturgie mit hoher künstlerischer Vollendung und Klangschönheit zu verbinden. Die Interpretation durch Concentus Clivi war auf eine detailgenaue Umsetzung ausgelegt, die Mozarts herrliche Musik in allen Facetten zum Leuchten brachte. Da der Chor mit zwölf Frauen- und neun Männerstimmen nahezu ideal besetzt ist, war die klangliche Ausgeglichenheit kein Thema: Alle Stimmlagen brachten sich in absoluter Harmonie in das klare Klangbild ein. Zudem ließ der erfahrene Dirigent Davide Lorenzato nicht immer alle Stimmen einer Gruppe singen, steuerte damit die Balance zusätzlich aus. Auffällig war der biegsame, federnde Chorklang, der stellenweise eine schwebende Dimension erreichte. Der Spannungsaufbau der Phrasen war gut durchdacht, die Dynamik adäquat gesetzt, und da anstelle eines großbesetzten Orchesters ein Streichquartett den Instrumentalpart realisierte, wurde der Chor zu keiner Zeit zugedeckt. In Verbundenheit mit „seinem“ Chor hatte der ehemalige langjährige Chef des Vocalensembles, Hartmut Wolf, den Cellopart übernommen, sekundiert von den Geigern Sabine Brodbeck und Tilmann Aupperle sowie Marcus Autenrieth am Kontrabass.
Eine anspruchsvolle Aufgabe hatte sich das Esslinger Vocalensemble mit dem 2009 komponierten „Requiem“ von Gabriel Jackson vorgenommen. Die Umsetzung des Requiem aeternam II sowie der Vertonungen nach Gedichten von Hojo Ujimasa und Rabindranath Thakur bestätigten die hohe Qualität des Chores. Nach archaischem Beginn fächerten sich die Stimmen auf, entfalteten sich herrliche a-cappella-Klangflächen. Wellenförmige Akkordbewegungen entstanden, Sprechgesang floss ein und eine dissonante Klimax löste sich im abwärtsrauschenden Glissando auf. Der Satz „Peace my heart“ brachte ruhige, sich akkordisch stark reibende Flächen, die sich an den Endungen in reinen Dur-Akkorden auflösten. Chorleiter Jens Paulus modulierte den Chorklang, sorgte für dynamische Spannung und klangliche Wechselbäder.
In Gabriel Rheinbergers doppelchöriger Messe Es-Dur mischten sich Concentus Clivi und Vocalensemble, bildeten zwei schlagkräftige Pole, die sich im klangprächtigen Gegenüber bestens ergänzten. Man hörte fein abgestufte Dialoge, gewaltige Aufschwünge und hauchzarte Pianissimi, die jedoch niemals flach wirkten. Davide Lorenzato leitete engagiert, setzte die Feinheiten der Partitur sensibel um und sorgte so für differenzierte musikalische Landschaften.